Ich werde fliegen 11FREUNDE

Publish date: 2024-10-25

Wenn eines Tages das Leben von Daniel Keita-Ruel ver­filmt werden sollte – und Net­flix hat zumin­dest schon mal ange­fragt – könnte der Film mit schweren Hip-Hop-Beats beginnen, in die sich das Geräusch eines Balls mischt, der gegen eine Wand knallt. Wenn dann die Kamera auf­zieht, erkennen wir einen jungen Mann in Gefäng­nis­klei­dung, der ihn gegen die Knast­mauer schießt – wieder und wieder.

Dazu setzt der Rap von Jigzaw ein: Sie warfen mich ins kalte Wasser, kein Thema, denn ich kann schwimmen/Auf­geben keine Option, bin da, nur um zu gewinnen.“ Um den Gefan­genen wech­seln die Jah­res­zeiten. Die schwache Früh­lings­sonne wird zum glei­ßenden Licht des Som­mers, Herbst­blätter fallen auf den Boden und bald der Schnee des Win­ters. Er hat sehr viel Zeit, den Ball gegen die Wand zu schießen.

Von den Sta­dion Kata­komben in die Knast-Zelle

Diese Szene geht bald über in einen Flash­back: die Erin­ne­rung an den Verrat. Der Gefan­gene steht vor Gericht und wird gleich einen schick­sal­haften Fehler machen. Er ahnt, dass etwas nicht stimmt. Denn als er zu spre­chen beginnt, wendet der Mann, den er für seinen Freund hält, den Blick ab und starrt auf den Boden. Aber die Ahnung reicht nicht, um im letzten Moment noch das Rich­tige zu tun. Also wie­der­holt der Gefan­gene auf Nach­frage des Rich­ters seine Lüge noch einmal. Nein, der andere sei nicht an den Raub­über­fällen betei­ligt gewesen.

Damit schnappt die Falle zu, denn der fal­sche Freund hat inzwi­schen gestanden, dass er dabei war. Für den Gefan­genen ändert das alles. Eigent­lich soll er in wenigen Tagen auf Bewäh­rung gehen können, ein Fuß­ball­klub hat sogar schon die Kau­tion für ihn hin­ter­legt. Doch nun schlägt die Gefäng­nistür zu, und der Richter gibt ihm auf dem Weg in die Straf­haft noch mit: Herr Keita-Ruel, ihre Fuß­ball­kar­riere ist jetzt vorbei. Aber wenn sie her­aus­kommen, können sie ja in Hol­ly­wood anfangen.“

Eine Geschichte von der man lernen kann 

Keita, wie ihn alle nennen, sitzt an einem grauen Novem­ber­morgen 2018 am Kopf­ende eines großen Holz­ti­sches und erzählt diese Geschichte. Er erzählt sie ohne Drama, eine grö­ßere innere Betei­li­gung ist ihm nicht anzu­merken. Doch die Zuhörer wissen auch so, wie schnell man die fal­sche Abzwei­gung im Leben genommen hat und wie es einem dann geht. Sie haben selbst im Knast gesessen. Weil sie anschlie­ßend nicht weiter wussten, sind sie hier bei der Christ­li­chen Initia­tive für Straf­ge­fan­gene und Straf­ent­las­sene unter­ge­kommen, im Nürn­berger Süden, gegen­über der Bahn­trasse.

Als es darum ging, dass die Zweit­li­ga­profis der SpVgg Greu­ther Fürth am Sozi­altag“ des Ver­eins zu diversen Ein­rich­tungen aus­schwärmen, hat Keita sich für diese ent­schieden. Seine Geschichte hat hier noch eine andere Bedeu­tung, geht es in ihr doch nicht nur um man­gelnde Men­schen­kenntnis oder fal­sche Loya­lität, son­dern auch um unbeug­samen Willen und die Mög­lich­keit des Come­backs.

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